Emilian und die Achtsamkeit

Mein vierjähriger Enkel liebt Autobusse, Straßenbahnen und die U-Bahn in Wien. Heute haben wir folgendes Spiel miteinander gespielt: Wir steigen gemeinsam in einen Autobus und fahren so lange, wie er mag. Dann steigen wir aus und nehmen das nächste Verkehrsmittel; das wiederholen wir so oft, wie es uns Spaß macht, dann fahren wir heim. Es wurde ein köstlicher Nachmittag. Vom ersten Moment an hatte er das Gesetz des Handelns inne, sehr im Gegensatz zu vielen sonstigen Gelegenheiten, bei denen es Erwachsenen darum geht, rechtzeitig und natürlich immer auch schnell irgendwo zu sein. Von einem Moment auf den anderen hatten wir kein Ziel, auch ich nicht. Emilian tat das, was er auch sonst immer tut: alles sehr genau beobachtend, erzählte er mir, dass er in einer Geschäftsauslage Faschingskostüme gesehen hätte, fragte laut, warum die alte Frau da am Stock gehe und warum es hinter den Sitzen in der Straßenbahn Griffe zum Anhalten gebe. Er hatte seine Augen und Ohren überall. Kinder seines Alters braucht man Achtsamkeit nicht zu lehren. Er hat seine Großmutter angesteckt. Beide waren wir bei alldem sehr entspannt. Es war paradox und selbstverständlich gleichzeitig, gemeinsam durch die Stadt zu fahren, einfach so. Und da sitzen wir Älteren viele Stunden in Meditation, um uns einem solchen Zustand wieder anzunähern. Wir haben analytisch zu denken gelernt, und dann ist es uns über den Kopf gewachsen. Das haben wir jetzt davon. Dafür haben wir viele Ziele.

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