Wie definieren wir eine säkulare Herangehensweise an den Dharma? Der säkulare Buddhismus trägt zum Prozess bei, den Dharma und seine Praxis kulturell für Menschen verfügbar zu machen,die von der modernen westlichen Kultur durchdrungen sind. Das Adjektiv "säkular" bezieht sich hier auf die Notwendigkeit für jede große Tradition- wie den Buddhismus-, Menschen in den spezifischen Zeiten, Orten und Kulturen anzusprechen,in denen sie leben.Säkularität steht im Gegensatz zu der Tendenz von Religionen, unabhängig vom historischen Kontext zeitlose metaphysische Wahrheiten zeitlose Regeln, Praktiken und Rituale mit Bestimmtheit zu behaupten. Der Dharma beruht zwar auf einer zeitlosen Metaethik – der Ethik der Fürsorge – aber wir müssen unsere Praxis im Kontext historischer Situationen gestalten. Heute muss uns der Dharma zum Beispiel bei der Bewältigung unserer beiden großen Krisen leiten – der globalen Erwärmung und der globalen sozialen Ungerechtigkeit. Zu Buddhas Zeiten gab es diese Probleme noch nicht. Als säkulare BuddhistInnen sehen wir den Buddha selbst also nicht als religiösen Propheten, sondern als das, was die alten Griechen einen "praktischen Philosophen" nannten: einen, der einen fruchtbaren Weg eingeschlagen hat, um mit den grundlegenden Schwierigkeiten der Menschen während der anhaltenden landwirtschaftlichen Revolution umzugehen. Das heißt, Menschen mit einem gewissen Maß an Muße und Freiheit,fundierte Lebensentscheidungen zu treffen, die aber immer noch hartnäckig Geburt, Alter, Krankheit, Tod, Widrigkeiten, Frustration und Verwundbarkeit ausgesetzt sind. Um als Menschen zu gedeihen, müssen wir kreativ mit diesen Elementen des Menschseins arbeiten. Wir sind selbst solche Menschen, also können wir davon profitieren, den Dharma anzuwenden, um unsere Lebenserfahrungen zu analysieren und intelligent auf die Schwierigkeiten zu reagieren,denen wir heute gegenüberstehen. Aus dem Englischen übersetzt von Eva-Maria Glatz