Über den Tod:
Was Epikur zu sagen hat

epikur Der griechische Philosoph Epikur1 schrieb:

Gewöhne dich an den Gedanken, dass der Tod uns nichts angeht. Denn alles Gute und Schlimme beruht auf der Wahrnehmung. Der Tod aber ist der Verlust der Wahrnehmung. Darum macht die rechte Einsicht, dass der Tod uns nichts angeht, die Sterblichkeit des Lebens genussreich, indem sie uns nicht eine unbegrenzte Zeit dazugibt, sondern die Sehnsucht nach der Unsterblichkeit wegnimmt. Denn im Leben gibt es für den nichts Schreckliches, der in echter Weise begriffen hat, dass es im Nichtleben nichts Schreckliches gibt. Darum ist jener einfältig, der sagt, er fürchte den Tod nicht, weil er schmerzen wird, wenn er da ist, sondern weil er jetzt schmerzt, wenn man ihn erwartet. Denn was uns nicht belästigt, wenn es wirklich da ist, kann nur einen nichtigen Schmerz bereiten, wenn man es bloß erwartet.

Das schauerlichste Übel also, der Tod, geht uns nichts an; denn solange wir existieren, ist der Tod nicht da, und wenn der Tod da ist, existieren wir nicht mehr. Er geht also weder die Lebenden an noch die Toten; denn die einen geht er nicht an, und die anderen existieren nicht mehr. Die Menge freilich flieht bald den Tod als das ärgste der Übel, bald sucht sie ihn als Erholung von den Übeln im Leben. Der Weise dagegen lehnt weder das Leben ab noch fürchtet er das Nichtleben. Denn weder belästigt ihn das Leben, noch meint er, das Nichtleben sei ein Übel.

  1. Epikur lebte von 341-271 v.u.Z. Wahrscheinlich wurde er in seinem Denken von Buddhas Gedankengut beeinflusst, das durch Pyrrho von Elis, der Indien bereist hat, nach Griechenland gekommen war. Näheres lässt sich im Eintrag „Alles hängt zusammen“ auf diesem Blog nachlesen. Epikur lehrte keineswegs schrankenlosen Hedonismus, wie ihm später zugeschrieben wurde, sondern er riet, den Zustand der Seelenruhe anzustreben, um sich vom Verlangen nach Lust und der Vermeidung von Schmerz unabhängig zu machen. Das Zitat über den Tod stammt aus dem Brief an Menoikeus, überliefert in der Epikur-Biographie der ca. 220 n.u.Z. entstandenen antiken Philosophiegeschichte „Leben und Lehren berühmter Philosophen“ von Diogenes Laertios, Übersetzung: Olof Gigon; zitiert nach: http://www.philo.uni-saarland.de/people/analytic/strobach/alteseite/veranst/therapy/epikur.html

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