Sei dennoch unverzagt, gib dennoch unverloren,
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
Vergnüge dich an dir und acht es für kein Leid,
Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.
Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren,
Nimm dein Verhängnis an, lass alles unbereut.
Tu, was getan muß sein, eh man es dir gebeut.
Was du noch hoffen kannst, das wird noch stets geboren.
Was klagt, was lobt man doch?
Sein Unglück und sein Glücke
Ist sich ein jeder selbst.
Schau alle Sachen an : Dies alles ist in dir.
Laß deinen eitlen Wahn,
Und eh du vorwärts gehst,
so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist
und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles untertan.
Paul Fleming
deutscher Dichter und Arzt im 17. Jh.
Ich erinnere mich, vor vielen Jahren hatte mich das Gedicht von Fleming tief beeindruckt. Einerseits. Denn ich empfand dieses Streben nach völliger Souveränität und Unabhängigkeit als mir selbst eher fremd, als irgendwie typisch männlich. So wie ich auch manche Aussagen Gautama Buddhas als typisch männlich empfand. (Z.Bsp. die über das Glück, einsam wie ein Nashorn zu wandern. Ich selbst sehnte mich ja nach Liebe, nach Verbundenheit.)
Und jetzt empfinde ich nur Widerspruch beim Lesen seines an sich schönen Gedichtes. Die weite Welt ist mir untertan, wenn ich mein eigenes Leben Glück bringend gestalten kann??
Lebte Fleming heute, könnte er nicht mehr diese siegreiche Zuversicht haben. Die Zeiten haben sich geändert, leider nicht zum Guten.
Auch wenn ich in meinem persönlichen Leben glücklich werden konnte, auch dank meiner buddh. Orientierung, so leide ich doch angesichts unserer mit Plastik verseuchten, schon lange nicht mehr gesunden Meere, angesichts von Millionen hungernder Kinder, angesichts des brutalen Mordens des IS, und der Faszination, die er auf viele Jugendliche ausübt.