Hier, auf der kroatischen Insel in der nördlichen Adria, kann man trefflich gar nichts tun, und darin übe ich mich gerade wieder. Vormittags und abends sind viele Menschen unterwegs. Fußgänger, Radlerinnen und die Fahrer der kleinen Elektrokarren, mit denen Waren geliefert werden, verständigen sich ohne Verkehrszeichen, indem sie einfach aufpassen und langsamer werden. Aus den vielen Stunden, die ich hier schon müßig bei Kaffee oder Eis gesessen bin, kann ich mich an freundliche kurze Grüße, laute Diskussionen oder auch längere, intensive Gespräche erinnern, an Kinder, die den Erwachsenen zwischen den Beinen herumlaufen oder mit Rädern im Kreis fahren, an viel Gelächter, aber an keinen einzigen Streit. Einmal habe ich die Aufführung einer Commedia dell’arte hier miterlebt. Gesprochen wird kroatisch, italienisch, deutsch, englisch und was weiß ich noch alles. Ein paar der vielen Cafes und Restaurants werden vorwiegend von Einheimischen besucht, und in einem Bereich treffen sich Frauen aus der Stadt, von den vielleicht die eine oder andere vorher an den Yogaübungen auf der Hafenmole teilgenommen hat. Es ist ein Wohnzimmer für alle. Was die Menschen tun oder vorhaben, ist leicht zu verstehen: Gemüse, Honig und Olivenöl kaufen oder verkaufen, den Fischfang des Tages ausladen, das Baby spazierenführen, Marktstände fotografieren, mit dem Fahrrad den Einkauf heimbringen, mit der Aktenmappe ins Rathaus gehen oder mit dem Rucksack in die Schule…hastig sind sie nicht, die Leute hier. Bevor ich ganz ins Schwärmen gerate, höre ich jetzt auf. Ich mag auch nicht ergründen, warum es hier bei aller Lebendigkeit so ruhig und freundlich zugeht – schließlich bin ich auf Urlaub. Ein paar Tage werde ich die Piazza von Cres noch genießen, und ausdrücken möchte ich: im Grund braucht es nicht so viel für ein gutes Leben miteinander.